Hallo Friedhelm, seit einigen Wochen nun seid ihr in der Vorbereitung zur Landesliga Saison 2018/19. Wie zufrieden bist du mit dem jetzigen Stand der Vorbereitung?
Vor einigen Wochen war ich eher skeptisch, jetzt – Ende August – hat die Mannschaft angriffstaktisch schon ein gutes Niveau erreicht.
Skeptisch war ich, weil wir in der Vorbereitung häufig nur mit kleinem Kader trainieren konnten. Da kam alles zusammen: natürlich Urlaub und berufliche Verpflichtungen, aber auch Krankheit und Verletzungen. Wenn man mit seiner Mannschaft eine umfangreiche Spielauffassung ausprägen will – die sich nicht nur auf den Angriff beschränkt – braucht man eine gute bis sehr gute Trainingsbeteiligung. Andernfalls dauert das Vermitteln der notwendigen Inhalte halt länger. Aus diesem Grund bin ich nicht mit der Entwicklung in allen Mannschaftsteilen zufrieden.
Die Personalsituation ist auch der Grund dafür, dass wir mit Handicap in die Saison starten, weil wir gerade zum Saisonstart noch Urlauber haben und weil Julius Hahn sich einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen hat. Wir werden schon zu Beginn der Saison improvisieren müssen.
Vor zwei Jahren war deine letzte Trainerstation bei der HSV Plettenberg/Werdohl. Wieso hast du dich jetzt nochmal überreden lassen, die HSG Lüdenscheid zu trainieren?
Ich war schon mehrmals mit dem Thema ‚Handball-Trainer‘ durch. Ich schaue aber immer noch gerne Handball im Fernsehen und bin begeistert davon, was sich die Trainer im Spitzenhandball einfallen lassen. Als dann die Anfrage von der HSG kam, habe ich die Möglichkeit gesehen, diese Entwicklungstendenzen selber umzusetzen.
Und was ich zur Genüge habe ist Zeit. Darüber hinaus ist der unproduktive Aufwand – die Fahrzeit zum Training – minimal.
Was erwartest du in der kommenden Saison von der Mannschaft?
Engagement. Die Mannschaft selbst hat ehrgeizige Ziele. Und diese Ziele lassen sich nur mit Leidenschaft und der richtigen Einstellung erreichen. Zur Unterstützung habe ich mit der Mannschaft Spielregeln erarbeitet und vereinbart, die helfen sollen, sich immer wieder neu auf die eigenen Ziele zu fokussieren.
Gibt es für dich einen Favoriten auf den Aufstieg? Welche Mannschaft wird ein unangenehmer Gegner sein?
Da kann ich noch nicht viel zu sagen, weil ich nach Jahren wieder neu in dieser Liga trainiere. Es hat sich viel geändert. Aber man hört von Kaderverstärkungen bei RE Schwelm, HSG Hohenlimburg und TV Olpe. Sicher sind auch die DJK SG Bösperde und der TuS Volmetal 2 zu beachten.
Gehen wir ein wenig in die Vergangenheit:
Du warst in der Vergangenheit in Menden, in Lüdenscheid, in Schalksmühle und auch in Werdohl verantwortlich für eine Mannschaft. Welche dieser Stationen sind für dich am positivsten in Erinnerung geblieben und warum?
Natürlich die Stationen, wo ich erfolgreich arbeiten konnte. Wo der Verein professionell geführt wurde, wo man Dinge bewegen konnte und wo Absprachen eingehalten wurden.
Wenn diese Aspekte zusammenkommen, ist man als engagierter Trainer schon zwangsläufig erfolgreich. In Menden und bei der SGSH passte alles.
Wird die HSG definitiv deine letzte Trainerstation sein?
Sieht so aus.
Wie sehr hat sich das Spiel, in deinen Augen, in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt?
Seit den 2.000er Jahren können wir auf höchster Ebene Highspeed- Handball in beide Richtungen – d.h. beim Gegenstoß und auch beim Rückzug – bewundern. Ausschlaggebend war die Regeländerung, die zur ‚schnellen Mitte‘ führte. Nach dem Torwurf ist ein Sprint in die Abwehr notwendig. Eine ausgeprägte Ehrenrunde sorgt für eine Unterzahlsituation, weil ein Gegenstoßtor häufig mit einer schnellen Mitte beantwortet wird.
Im Angriff sind die gespielten Auslösehandlungen allen Beteiligten bekannt. Sie werden in allen Leistungsklassen gespielt. Interessant wird es, wenn man sich die Variationen im folgenden Kleingruppenspiel sowie die Details anschaut. Extrem hohe Passsicherheit bei höchster Passgeschwindigkeit, Tempowechsel und Impulshandlungen im Angriffsspiel sind hier Stichworte.
Und in der Abwehr wird auch auf der ballfernen Seite agiert, d.h.es werden Laufwege gestört und Passwege angegriffen oder die Abwehrformation wird während des Angriffsauftaktes des Gegners gewechselt.
Wie viel Zeit fließt bei dir in die Vor- & Nacharbeit für Trainingseinheiten ein?
Ich versuche in allen Teilbereichen sehr genau zu arbeiten. Seit dem ich viel Zeit habe, nutze ich sie auch zusätzlich.
Mein Aufwand ist heute höher als früher. Auch, weil sich durch die Präsens des Handballsports in den Medien mehr Möglichkeiten ergeben, Entwicklungstendenzen frühzeitig zu erkennen.
Was macht dir am meisten Spaß als Trainer? Was findest du eher lästig?
Es macht mir Spaß Ideen zu entwickeln und sie mit einer Mannschaft umzusetzen. Wenn sich dann nach und nach alles zusammenfügt und man Trainingserfolge erkennen kann, bin ich zufrieden.
Wirklich erfolgreich arbeiten kann man nur bei Training in Mannschaftsstärke. Ich liebe es, wenn meine Trainingsvorbereitungen passen und nicht durch Trainingsabsagen gestört werden.
Darüber hinaus macht es mir Spaß, strukturiert an eine Aufgabe heranzugehen. Das bedeutet, ich schaue mir die Rahmenbedingungen für die mir gestellte Aufgabe an und entwickle zustimmungsfähige Konzepte für eine positive Veränderung. Ärgerlich ist, wenn Absprachen nicht eingehalten werden. Deshalb ist eine regelmäßige Statusüberprüfung notwendig, um zeitnah reagieren und nachsteuern zu können.
Wer sind in deinen Augen die aktuell besten Handballspieler Europas?
Beim Fußball könnte ich hier sofort eine Antwort geben, beim Handball nicht. Jeder der Top- Vereine hat einen oder mehrere Ausnahme – Athleten. Da kann man zum einen alle Spielmacher aufzählen oder zum anderen die Shooter oder auch die Torhüter.
Und welche sind die besten Trainer?
Die besten Trainer sind für mich die, die ihre Mannschaft formen und positiv verändern. Da gibt’s international bei den spanischen Trainern Beispiele, national muss man auch die Arbeit der jungen Trainer würdigen.
Beende folgenden Satz: Ich freue mich auf die anstehende Landesliga Saison mit der HSG, weil …
ich eine intakte Mannschaft mit gutem Teamspirit übernommen habe, die gut zu trainieren ist. Und weil ich auf die Entwicklung gespannt bin.